Aber jemand liebt mich
Gedichte
Ute Lenz
Anmerkungen der Autorin:
Nach dem Tod meines Vaters im Jahr 1991 begann ich wieder aufzuschreiben, was mich nachts aufwachen ließ und sich mit Bleistift auf Zettel gekritzelt morgens wieder fand.
Ich sammelte die Fundstücke vieler Ortswechsel aus meiner Zeit, die von Lou Reed, Nico und Hendrix geprägt war. Absichtslos und spontan Entstandenes, keinem bestimmten Anlass dienend, aus den Schächten der Nacht. Aus Fehlerquellen Entsprungenes. Zerstreutes und Glückhaftes eingefangen im Alphabet. Klopfzeichen. Fußnoten. Treibholz.
Ansonsten vertraue ich Samuel Johnson, der einmal sagte: „ Lies noch einmal deine Komposition und wo immer du auf eine Passage triffst, die du als besonders gelungen erachtest, streiche sie.“
Übrig bleibt das Gedicht.
Die Lyrik von Ute Lenz ist vieles zugleich: Zeugnis einer Protagonistin einer oft falsch verstandenen Generation, diskrete Äußerungen einer inneren Entwicklung, Kommentare einer fürsorglichen Seele über Irrwege der „Zivilisation“.
Kontinuierlich und mit Enthusiasmus hat Ute Lenz ihre Lyrik, die als Destillat bezeichnet werden kann, im Stillen verfolgt; das Tagesgeschäft: Natur- und Tierbetrachtung, Ernährungslehre, Konzertveranstaltung mit kontemplativer Weltmusik, der Musikverlag.
Wesentlich ist ihr das poetische Element, das unfass- und unbegreifbare, möglicherweise das einzige durch Karrierepersonen nicht zu vereinnahmende Prinzip – der hohe gemeinsame Nenner von Kunst und Mystik. Fehlt er, genügt das Gedicht nicht. Ist er vorhanden, darf alles andere fehlen: sogar Rhythmus und Reim. Scherzhaftes, Episches, Dramatisches, um jeden Preis formale Grenzen Sprengendes und Provozierendes haben Andere längst mit Perfektion abgeliefert – hier sieht sie keinen Bedarf. Wohl aber für die zarte Pflanze der Seele, neu erweckt für das Jetzt und die neue Zeit. Dieser Kundgabe dient ihr minimalistischer Stil. Obschon nicht Themen abgearbeitet werden, scheint hier und da gesellschaftlich und politisch Relevantes auf, das so eingebettet auf die Kostbarkeit und Köstlichkeit der inneren Welten, den Geist der individuellen Unabhängigkeit und Freiheit verweist.
„Der arme Poet“ in seiner Armseligkeit ist frei und unabhängig, zu dichten, da weder Geld noch Ruhm seine Motivation bilden.