Adam Friedrich Oeser
Theorie und Praxis in der Kunst zwischen Aufklärung und Klassizismus
Michael Wenzel
Adam Friedrich Oeser (1717–1799) gehört zu den Hauptvertretern des Frühklassizismus in Deutschland. Trotzdem ist der erste Leipziger Akademiedirektor, der Winckelmann wie auch Goethe zu seinen Freunden und Schülern zählen konnte, eine problematische Figur der deutschen Kunstgeschichte: Von der späteren Kritik wurden seine Werke wenig geschätzt, seine theoretischen Positionen hat er nie zu einem geschlossenen Konzept verdichtet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Diese Studie erläutert in einer Folge von gattungstheoretisch orientierten Einzelanalysen Oesers Kunstpraxis im Spannungsfeld zwischen Konvention und künstlerischer Autonomie und versucht, die verstreuten theoretischen Äußerungen des Künstlers in diesem Kontext neu zu bewerten. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem Allegoriediskurs des späten 18. Jahrhunderts, der Diskussion von Oesers Einfluß auf Winckelmanns Frühschriften in diesem Zusammenhang sowie auf der Anwendung dekompositioneller Verfahren zur „modernisierenden“ Transformation tradierter Bildstrukturen durch den Künstler.
Ein abschließendes Kapitel zeigt am Beispiel Weimars, wie gegen Ende des Jahrhunderts die Behandlung bereits im Frühklassizismus angelegter ästhetischer Probleme fortgeschrieben wurde, was schließlich zu der im wesentlichen bis heute perpetuierten Abwertung Oesers führte.