Als Husar im 1. Weltkrieg
Briefe, Tagebuchauszüge und Fotographien des Freiherrn Albrecht Knigge
Heinrich Graf von Reichenbach
Im Jahr 1916 tritt der 17jährige Schüler Albrecht Freiherr Knigge, ein Nachfahre des Philosophen und Schriftstellers Adolph Freiherr Knigge, nach Befürwortung seines an den Kaiser gerichteten ‚Immediats-Gesuches‘ in das Magdeburgische Husaren Regiment Nr. 10 in Stendal ein. Dort noch „aufgesessen“ an Lanze und Säbel ausgebildet, absolviert der junge idealistische Rekrut anschließend die Fähnrichsausbildung in Döberitz und wird danach als Beobachtungs- und Erkundungsoffizier zur 7. Infanterie Division in den Stellungskrieg nach Nordfrankreich und Flandern kommandiert. Seine Erlebnisse, Erfahrungen und Gedanken dokumentiert er in vielen Briefen an seine Eltern sowie in seinen Kriegstagebuch-Aufzeichnungen, die er um Dokumente und viele selbst aufgenommene Fotographien ergänzt. Ungeschönt beschreibt Freiherr Knigge seine Ausbildung und dann das Leben, Überleben, Töten und Sterben in einer Umgebung absoluter Destruktion, beherrscht von herabwuchtenden Granaten und Fliegerbomben, rasenden Splittern, Geschoß und Schrapnell und wabernden Gaswolken über vielfach vernichtetem Grund. Ebenfalls schildert er seine Ruhephasen hinter der Front und sein Leiden als Schwerverwundeter in Feldlazarett und Hospital. – Wie die meisten Kriegsteilnehmer wechselt auch Knigge geistig zwischen zwei völlig gegensätzlichen Parallelwelten; zum einen der friedenszeitlichen ‚Ordnung zivilisatorischer Menschlichkeit‘ und zum anderen einer kruden ‚Ordnung des Krieges‘, in welcher der Kriegskonflikt – angesehen als ein temporärer Ausnahmezustand – die Aushebelung von zivilisatorischen Denk- und Handlungsweisen und christlicher Ethik zu rechtfertigen, ja zu fordern scheint. Außer militärhistorisch interessanten Details vermitteln die Aufzeichnungen des jungen couragierten Leutnants vieles vom Wesen des vergehenden monarchistischen Zeitalters und von den Wertevorstellungen in einer versinkenden Gesellschaftsordnung, die heutzutage immer weniger verstanden, häufig falsch beurteilt und oftmals verkehrt dargestellt wird. – Umfassende Endnoten und eine ausführliche Kommentierung vom Herausgeber ergänzen die Schilderungen und Gedanken des Freiherrn Knigge und setzen diese zu den übergeordneten militärgeschichtlichen Ereignisrahmen sowie zu gesellschaftlich-soziologischen Aspekten in Bezug.