Alteuropa – Vormoderne – Neue Zeit.
Epochen und Dynamiken der europäischen Geschichte (1200–1800).
Christian Jaser, Ute Lotz-Heumann, Matthias Pohlig
Der Begriff »Alteuropa«, der vor einigen Jahrzehnten eine große Strahlkraft für Historikerinnen und Historiker der Vormoderne besessen hat, scheint aus der Mode gekommen zu sein. Auch wenn der Begriff viel benutzt wird, herrscht doch kaum Konsens über seinen Gehalt. Eine Diskussion darüber anzustoßen und gleichzeitig Heinz Schilling zum 70. Geburtstag zu ehren, ist Ziel des Sammelbandes. Dies liegt erstens nahe, weil eine substantielle Diskussion zum Konzept »Alteuropa« aber auch zu den Phänomenen aussteht, auf die es abzielt, und zweitens, weil Heinz Schilling sich mit seinen das Spätmittelalter, die Reformation und das konfessionelle Zeitalter umfassenden Forschungen immer als Alteuropa-Historiker verstanden hat und versteht. Die Fragen, auf die der Begriff »Alteuropa« einmal zielte, sind nicht etwa verschwunden, sondern betreffen nach wie vor zentral die historische Interpretation und Bewertung der europäischen Geschichte, und zwar in zeitlicher wie räumlicher Hinsicht: Was ist spezifisch an der europäischen Geschichte des (späten) Mittelalters und der Frühen Neuzeit, und was ist daran europäisch? Wie verhält es sich mit dem Bruch zwischen Alteuropa/Vormoderne/Früher Neuzeit und »Moderne«? Wie sinnvoll ist die in Forschung und Lehre nach wie vor einschlägige Epochenunterteilung Mittelalter vs. (Frühe) Neuzeit? Was ergibt sich daraus für die trotz vielfältiger Relativierungen erstaunlich vitale Epochenschwelle 1500?