Antike Dichtungslehre
Themen und Theorien
Roman Müller
Die antike Dichtungslehre zählt zu den Arbeitsfeldern, auf denen die literaturwissenschaftliche Forschung der letzten Jahrzehnte die größten Erkenntnisfortschritte verbuchen konnte. Von der Poetik des Aristoteles bis zu den von der Antike inspirierten poetologischen Werken der Renaissance und des Barock ist ein reiches Quellenmaterial teils neu ediert, kommentiert und bearbeitet, teils überhaupt erstmals bekannt und zugänglich geworden, sodass sich jetzt ein abgerundetes Bild der antiken Dichtungslehre gewinnen lässt. Es kritisch zur Darstellung zu bringen, ist das Ziel dieses Buchs, das nach Themenkreisen vorgeht und außer den Lehrschriften im weitesten Sinn auch die »Autorenpoetik«, die metapoetischen Texte oder Textpassagen in den Dichtungen selbst, ergänzend in die systematische Betrachtung einbezieht. Das Buch kommt breiterem kulturhistorischem und literaturästhetischem Interesse entgegen, denn die antike Poetologie hat bis ins 18. Jh. hinein, bis zum Paradigmenwechsel durch dieGenieästhetik, der europäischen Dichtung die Regeln der Kunst vorgegeben. sie ist noch heute ein Fundament, auf dem das Verständnis von Dichtung gründet.