Auseinandersetzungen um die deutsche Orthographie im 19. Jahrhundert. 2 Bände
Herausgegeben von Kerstin Güthert unter Mitwirkung von Dieter Nerius.
Kerstin Güthert
Dem 19. Jahrhundert kommt in der deutschen Orthographiegeschichte besondere Bedeutung zu. Diese zeigt sich zum einen in der Ausbildung der unterschiedlichen orthographietheoretischen Konzepte, die von ihrem Ansatz her bis heute nichts an Aktualität eingebüßt haben, und zum anderen in dem Umstand, dass der Orthographie mit Beginn der Kodifikation einer orthographischen Norm durch die Behörden eine Sonderrolle innerhalb der sprachlichen Normen zugewiesen wurde: Wissenschaft und Öffentlichkeit stehen fortan in einem wechselseitigen Verhältnis. Die Orthographiediskussion im 19. Jahrhundert ist deutlich hiervon geprägt, was sich schon daran zeigt, dass sich die vermittelnden Repräsentanten durchsetzen; eine Aussicht auf Umsetzung hat weder eine orthographische Regelung auf streng phonetischer noch auf historischer Basis.
Die beiden Bände, mit denen die Reihe „Documenta Orthographica“ nunmehr abgeschlossen vorliegt, enthalten Beiträge von Karl Ferdinand Becker, Johann Christian August Heyse, Theodor Tetzner, Jacob Grimm, Karl Weinhold, Felix Seb. Feldbausch, K. Klaunig, Rudolf von Raumer, Gustav Michaelis, Friedrich Wilhelm Fricke, Fr. d’Hargues, Alois Egger und Hermann Paul. Dabei handelt es sich neben Dokumenten, die den Diskussionsverlauf entscheidend beeinflusst haben, auch um solche, die die Bandbreite der wissenschaftlichen Meinungen widerspiegeln, um so einen Eindruck von der Vielfalt und der Intensität der Diskussion zu vermitteln. Zeitgenössische Einschätzungen runden das Bild von dieser, für die im Jahre 1901 festgestellte Einheitsorthographie so wichtigen Epoche ab.