BEDENKEN II. Dresdner Zeitzeugenprojekt mit Schülern
Buch zum gleichnamigen Schülerprojekt und der Ausstellung
Heiko Neumann, Tobias Rietz, Uljana Sieber
In einem ehemaligen sowjetischen Haftkeller in Dresden – jetzt Teil der Gedenkstätte Bautzner Straße – befinden sich Zellen, in denen Menschen aus politischen Gründen inhaftiert waren. Die meisten von ihnen wurden von Sowjetischen Militärtribunalen zu Haftstrafen von 10, 15 oder 25 Jahren, in etlichen Fällen auch zum Tode verurteilt oder ohne Urteil für Jahre in sowjetische Speziallager gesperrt. Bis zum Jahr 2009 war dieser authentische Dresdner Ort, an dem der Leidensweg vieler Menschen seinen Anfang nahm, dem Vergessen und Verfall preisgegeben. Um die Schicksale dieser Inhaftierten in das Gedächtnis zurückzurufen, entwickelte die Gedenkstätte Bautzner Straße das Projekt BEDENKEN, in dem Jugendliche mit Zeitzeugen sprachen und deren Erinnerungen an die bedrückende Zeit ihrer Haft in Wort, Bild und Ton festhielten sowie künstlerisch reflektierten und daraus eine Dauerausstellung für den Haftkeller erstellten.
Im Folgeprojekt „BEDENKEN II. Vergangenheit begreifen – Zukunft in die Hände nehmen“ erweiterten die Schüler den Fokus auf die Familien und Bekannten der im Vorgängerprojekt interviewten Zeitzeugen und fragten darüber hinaus nach den Auswirkungen der Haft auf das Leben in Freiheit. Immer wieder betonten die Inhaftierten, wie schwer es für die Zurückgebliebenen war, mit dem plötzlichen und spurlosen Verschwinden ihrer Nächsten umzugehen, und wie schwer es für sie selbst war, mit diesem Gedanken in der Haft zu leben. Auch mit weiteren Zeitzeugen kamen die Schüler ins Gespräch, um so das Bild um den ehemaligen sowjetischen Haftkeller und die politische Haft in der SBZ und DDR zu verdichten. Entstanden sind ein neuer Ausstellungsteil im sowjetischen Haftkeller und der hiermit vorliegende Begleitband, der die beeindruckenden Ergebnisse jener Begegnungen wiedergibt.