Bestattungsbrauchtum und Friedhofsstruktur im Asasif
Eine Untersuchung der spätzeitlichen Befunde anhand der Ergebnisse der österreichischen Ausgrabungen in den Jahren 1969-1977
Manfred Bietak, Julia Budka
Die Untersuchung basiert auf Ergebnissen der Feldarbeiten des Österreichischen Archäologischen Institutes in Zusammenarbeit mit dem Institut für Ägyptologie der Universität Wien in Theben-West(Luxor. Diese Grabungen setzten im Herbst 1969 im östlichen Teil des Asasifs ein und wurden aufgrund viel versprechender Ergebnisse bis ins Jahr 1977 mit Feldkampagnen fortgeführt. Bis auf das 1971 entdeckte, monumentale Grab des Anch-Hor (TT 414) und die dortigen in situ gemachten Funde blieben das Fundmaterial, die damit zusammenhängende Architektur und der Grabungsbefund größtenteils unveröffentlicht. Insofern war bis zu Beginn der vorliegenden Studie eines der damals formulierten Forschungsziele noch nicht eingelöst: die detaillierte Rekonstruktion der strukturellen und historischen Entwicklung der Nekropole und der diachronen Entwicklung des Bestattungsbrauchtums. Die Studie präsentiert die vielfältigen archäologischen Befunde (Stratigraphie, Architektur, Inventar der Gräber und Streugut) zum einen im Detail und im jeweiligen, spezifischen Kontext, zum anderen werden die Bezüge der Hinterlassenschaften untereinander zu einer interpretativen Gesamtschau genutzt. Auf diese Weise konnte ein Bild der vielschichtigen Benutzung des Asasifs zur Zeit der Spätzeit (8.-3. Jahrhundert v. Chr.) gewonnen werden, das über den Aussagewert einer Baubeschreibung oder Einzelarbeit zu Objektgruppen hinausgeht. Durch die kontextuelle Analyse des Fundmaterials ergaben sich wesentliche Neuerkenntnisse zur materiellen und funerären Kultur der Spätzeit (z.B. zur Praxis von Beigabenkeramik). Die Arbeit leistet insgesamt einen Beitrag zur Veranschaulichung der historischen Entwicklung und sozialen Struktur eines Friedhofes, seiner vielschichtigen und mehr-funktionalen Nutzung sowie seiner Integration in das altägyptische Alltagsleben.