Bild-Zeit III
Zeitgestalt und Erzählstruktur in der bildenden Kunst des 16. Jahrhunderts, III
Götz Pochat
Der vorliegende dritte Band der Bild-Zeit behandelt unterschiedliche Aspekte der Zeitlichkeit in der Kunst des 16. Jahrhunderts. Die freie Malweise zeitigt eine neue ästhetische Verhaltensweise, welche die Weichen für die zukünftige Entwicklung stellt. Die Kunst wird um ihrer selbst willen gewürdigt und den Künstlern der nötige Freiraum eingeräumt. Die entsprechende ästhetische Rezeption, d. h. Erlebniszeit, erhält Autonomität und gesellschaftliche Relevanz. Über diese übergreifende ästhetische Verhaltensweise hinaus, werden weitere Aspekte der »Zeit im Bild« zur Sprache gebracht: Die serielle Erzählform (Dürer, Altdorfer); die Erschaffung der Welt und die Heilsgeschichte von den Anfängen bis zum Jüngsten Gericht in Michelangelos Fresken in der Sixtinischen Kapelle; die Medicikapelle als ein Spiegel von Leben, Tod und Erlösung; die Entwicklung der freien Malweise in Venedig und die expressive Steigerung in den sakralen und mythologischen Bildern (Giorgione, Tizian, Tintoretto); die Vielansichtigkeit in der Plastik des 16. Jahrhunderts als ein Problem der ablaufenden Rezeption; die Umsetzung von moralischen Botschaften und existenziellen Fragen im Schaffen von Pieter Bruegel dem Älteren. Die Betrachtung von Kunst geht mit der Verinnerlichung der Zeit, der Selbsterkenntnis und Läuterung des Menschen einher.