Bürgerlicher Sport in der DDR und Polen
1945-1989
Dorota Winiarska
Der Sport ist ein Bestandteil unserer Geschichte und unserer Kultur. Die Ent-wicklung des Sports ist von Menschen gesteuert, die meist sowohl ideologisch als auch politisch motiviert sind. In Polen und der DDR ging die Führung davon aus, dass der Sport von grossem Nutzen und zu wichtig ist, um ihn einer planlo-sen Entwicklung zu überlassen. Die Bedeutung und das gesellschaftliche Anse-hen des Sports war an dessen politischem Engagement, das ein Resultat des Klassenkampfes war, zu messen, entgegen der früher hartnäckig verbreiteten These, der Sport sei neutral und unpolitisch gewesen. Wie ist die jeweilige Regierung in der VR Polen und in der DDR mit den Relik-ten bürgerlicher Sportkultur umgegangen? Wie sah die Eingliederung bürgerli-cher Sportfunktionäre, Trainer und Sportwissenschaftler in das sozialistische System nach 1945 aus? Gab es Sportarten, die als nicht förderwürdig bezeichnet wurden? Waren dies diejenigen, die „nicht-medaillenintensiv“ waren oder wur-den hier unter dem Vorwand der Rationalität Relikte bürgerlicher Körperkultur ausgetrocknet? Inwiefern hat die Geschichte von bestimmten Sportarten die Si-tuation beeinflussen können (z.B. Reiten in Polen)? Der Slogan „Sport für alle“ war zwar sehr verbreitet, doch nicht alle Sportarten passten in das politische System des sozialistischen Staates. Zusätzlich führte die konsequente Ausrichtung des Sports auf die Weltspitze und auf die Welt-spitzenleistungen zur Ausgrenzung von manchen Sportarten. In diesem Buch wird hinterfragt, was für eine Rolle diese Entscheidungen für die Entwicklung der drei hier analysierten Sportarten – Fechten, Reiten, Tennis – spielten.