Christentum und Handlungsform bei Johann Hinrich Wichern (1808-1881)
Studien zum sozialen Protestantismus
Jürgen Albert
Die soziale Frage des 19. Jahrhunderts ist verbunden mit einem religionsgeschichtlichen Umbruch des Christentums: Aufklärung und Romantik hatten die kirchliche Fassung zumal des Protestantismus in Frage gestellt, die Religiosität der Liebe löste sich von dogmatischen Vorgaben, das bürgerliche Vereinswesen bewirkte eine neue Öffentlichkeit der Religion.
Johann Hinrich Wichern (1808-1881) erkennt die Herausforderung des Christentums. Er will Religion – personal wie sozial – revitalisieren. Religion soll gesellschaftlicher Integrationsfaktor werden und sowohl geschichtliche Bewegung als auch konservative Stabilisierung bewirken. Seine Vorstellung zielt auf die Einheit von Christentums-, Staats-, Sozial- und Kulturreform. An den Leitbegriffen Leben, Liebe und Geschichte läßt sich die Eigenständigkeit des Wichernschen Denkens zeigen.