Das Alphabet des Archaeopteryx
Lyrik
Clemens Umbricht
Der Archaeopteryx als Übergangsform passt gut zu diesen Texten, die oft zwischen Prosa und Lyrik stehen, zwischen Literatur und Philosophie. Typisch für den Autor sind auch sich ineinander (ver)schiebende Zeiten, Epochen, Gedankengänge. Er denkt oft in Bildern, manchmal Traumbildern; dabei hat er sich überschlagende Einsichten. Clemens Umbricht spickt seine dichten Texte mit Anspielungen auf Kulturgeschichte und bekannte Figuren der Vergangenheit wie der Gegenwart. Lesend kann man sich in des Autors verschlauften Assoziationen verlaufen – und das durchaus geniessen. Umbrichts Hauptgeste beim Schreiben ist das Hinterfragen. Beim ernsthaften Nachdenken findet er auch humorvolle Bilder und Selbstironie ist ihm nicht fremd:
Und das Nichtgeschriebene, flink wie ein Tempelaffe
der den Baum der Erkenntnis hochklettert.
Der neue Lyrikband umfasst sieben Kapitel: Heute, nicht aufgeschoben entführt die Lesenden in vorgestellte Gedankenwelten verschiedenster Figuren. Fata Morganen der Wirklichkeit versammelt atmosphärisch dichte Reiseerinnerungen oder Reisevorstellungen, Reiseträume. Schnee verbrannt im Wunderland zeugt vom Denken in Bildern. Profile von lange davor enthält Gedanken zu, von, aus Gemälden und Fotos. Buch der Könige versammelt erheiternde Texte über Typen, deren Ebenbilder man in der Realität, der Zeitgeschichte ahnt und sucht, darunter «Der König der Irrtümer», «Der König des Zögerns», «Der König der Widerrede». Aus der Ahnung der Wörter überdenkt ein «Leben als Leser». Archiv der Zwischenrufe ist eine Sammlung von Vierzeilern – Berichte von Gedankenreisen, Selbstbefragungen: «Das Icholot ausgepackt.».