Das geflügelte Wort von der Banalität des Bösen
Hannah Arendts Buch „Eichmann in Jerusalem“ in der deutschsprachigen Presse – eine Diskursanalyse
Christine Kohlmayr
Mit ihrem Diktum von der „Banalität des Bösen“ setzte die deutsch-jüdisch-amerikanische Publizistin Hannah Arendt in ihrem Buch Eichmann in Jerusalem einen bedeutenden Akzent in der Debatte um die Voraussetzungen für den Nationalsozialismus und seine organisierte Vernichtung der Juden. Ihr Modell totaler Herrschaft prägte die politische Philosophie der Nachkriegszeit. Aber was ist davon in der Gesellschaft des 21. Jahrhunderts geblieben? Christine Kohlmayr suchte mit den Mitteln der Kritischen Diskursanalyse nach Siegfried Jäger in ausgewählten deutschsprachigen Printmedien nach Diskursfragmenten zum Thema. Im theoretischen Teil beschäftigt sie sich zunächst mit der Definition von Wirklichkeit als medialer Konstruktion. In diesem Fall kommt sogar eine doppelte Konstruktion zum Tragen: Die des Arendt-Buches sowie die der medialen Berichte darüber. Im empirischen Teil nimmt die Autorin sechs Diskursfragmente auseinander. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung, Die Presse und die Jüdische Allgemeine liefern die Quellenbeispiele, die typisch für die aktuelle Rezeption stehen. In der Auseinandersetzung mit ihnen zeigt sich, wie Hannah Arendts Diktum über die „Banalität des Bösen“ neben einer wissenschaftlich-philosophischen Auseinandersetzung auch zu einem geflügelten Wort wurde.