Das hörende Herz
Bernd Janowski
Der sechste Band meiner Beiträge zur Theologie und – wie ich jetzt ergänze – Anthropologie des Alten Testaments steht unter dem Motto des »hörenden Herzens«. Das »hörende Herz«, um das der weise Salomo nach 1Kön 3,9 bittet, besitzt die »Weite«, d.h. den umfassenden Verstand, mit dem es die Fülle der Sinneseindrücke aufnehmen, verarbeiten und beantworten kann. Diese resonante oder responsive Beziehung zu Gott und Welt ist, wie die ersten beiden Beiträge – Der ganze Mensch und Das Herz – ein Beziehungsorgan – zeigen, charakteristisch für das alttestamentliche Menschenbild. Sie kann aber auch, so der dritte Beitrag Das erschöpfte Selbst, Schaden erleiden und den einzelnen in tiefe Depressionen stürzen. Der leidende Hiob weiß ein Lied davon zu singen.
Neben diesen anthropologischen Studien enthält der Band drei Beiträge zum Gottes- und Menschenbild der priesterlichen und nichtpriesterlichen Urgeschichte (Schöpfung, Flut und Noahbund, Gottes Sturm und Gottes Atem, Die Empathie des Schöpfergottes) sowie drei Beiträge zum alttestamentlichen Weltbild (»Der thront auf dem Kreis der Erde«, Der Himmel auf Erden, Was sich wiederholt), das eine eigene Logik und Sinnhaftigkeit besitzt. Den Schluss bilden drei Studien zum Psalter (»Die Hindin der Morgenröte«, Auf dem Weg zur Buchreligion, Gerechtigkeit und Unsterblichkeit), in denen die Psalmenüberschriften, die Transformation des Kultischen im Psalter und die Frage des »ewigen Lebens« im Zentrum stehen.