Das Künstlerische vermitteln…
Aufsätze, Vorträge, Statements und Gespräche zur Kunst, Kunstlehre und Kunstpädagogik
Günther Regel
Der Kunstpädagoge und Kunsttheoretiker Günther Regel hat viel dazu beigetragen, den kunstpädagogischen Diskurs in Ost und West immer wieder zu beleben und durch originäre Beiträge praxisnah mitzubestimmen. Viele seiner Positionen gehören heute zu den Standards kunstpädagogischer Theorie und Praxis. Vertreter aus Schule und Hochschule beziehen sich gleichermaßen immer wieder darauf.
Die Frage nach der Eigenart und Struktur der Kunst und der Vermittlung des Künstlerischen beschäftigt Günther Regel seit Jahrzehnten, und sie stellt sich ihm stets auf neue Weise. Der Ausgangspunkt für dieses Interesse liegt weit zurück. Schon Mitte der sechziger Jahre ist der 1926 in Schlesien geborene Günther Regel als junger Hochschullehrer in der DDR an die Grenzen der Didaktik und Methodik des Kunstunterrichtes gestoßen. Er musste immer wieder erfahren, „wie sehr der Fachgegenstand dieser Lehre, die Eigenart bildnerischer Werke und Prozesse, die Eigentümlichkeiten und Grundlagen der Kunstproduktion und ‐rezeption, noch im Unklaren waren“. Seine damals einsetzenden entsprechenden Forschungen stießen bei den Entscheidungsträgern für Kultur‐ und Bildungspolitik in der DDR keinesfalls auf Gegenliebe, führten sie doch zur Entwicklung eines nonkonformistischen kunstpädagogischen Konzeptes. Jahre der Repressionen und Demütigungen folgten, die Günther Regel jedoch unbeirrt ertrug. Mit der Wendezeit eröffneten sich ihm endlich vielfältige Möglichkeiten, das von ihm geprägte Konzept eines kunstgemäßen Unterrichts weiter zu profilieren und auf den fachdidaktischen Prüfstand in Ost und West zu stellen.
Die vorliegende Publikation bündelt eine Vielzahl seiner Schriften und Vorträge, einige bislang unveröffentlicht, und ordnet sie in fachlogischer wie praxisbezogener Systematik. Die Kapiteleinteilungen sprechen die Leserinnen und Leser direkt an und holen sie bei den Problemen ab, die sich ihnen in der Reflexion ihrer täglichen kunstpädagogischen Arbeit stellen: Fragen nach dem Kunstbegriff und der künstlerischen Qualität, nach den Kontexten von Kunstprozessen, Fragen zur Sprache der Kunst, den Formwirkungen und deren Inhaltsfunktion, Fragen nach der Verallgemeinerung praktischer Kunsterfahrungen, Fragen zur Eigenart von Schaffens‐ und Rezeptionsprozessen, Fragen der Didaktik der bildenden Kunst, überhaupt Fragen zur Lehrbarkeit von Kunst und der Vermittlung von Voraussetzungen für das Kunstmachen und Kunstaufnehmen, Fragen zur Entwicklung der bildnerischen Tätigkeit in der Ontogenese, Fragen zu Divergenzen und Konvergenzen kunstpädagogischer Konzepte und ihrer Geschichte. Im Ganzen wendet sich Günther Regel gegen die Abgehobenheit kunstpädagogischer Theoriebildung und plädiert immer wieder für die untrennbare Einheit von Theorie und Praxis.
herausgegeben von Frank Schulz