Das stille Sterben
Wie Afrika an Aids zu sterben drohte und dem Untergang entkam
Roberto Morozzo della Rocca
Noch vor zwanzig Jahren war das Überleben eines ganzen Kontinents durch AIDS bedroht, während die großen internationalen Institutionen gleichgültig blieben. Seit 1996 ist AIDS in den reichen Ländern gut behandelbar. Dort überleben Menschen mit HIV dank der AIDS-Therapie bei guter Gesundheit. Obwohl damals in Afrika Millionen von Menschen – und nicht Tausende wie in den reichen Ländern – von HIV/AIDS betroffen waren, wurde diesem Kontinent die Möglichkeit zur Behandlung lange vorenthalten. Warum diese Doppelmoral? Weil man Hindernisse sah: Die angebliche Unfähigkeit der Afrikaner zur regelmäßigen Einnahme von Medikamenten, die ineffizienten afrikanischen Gesundheitssysteme, die hohen Kosten der AIDS-Medikamente, die in den reichen Ländern Leben retteten, aber in Afrika nicht finanzierbar schienen. Kurzum, es herrschte Afropessimismus: Die Behandlung von AIDS-Patienten in den Regionen südlich der Sahara galt als Zeit- und Geldverschwendung. Unterdessen sank die durchschnittliche Lebenserwartung dramatisch, und ganze Volkswirtschaften drohten zu kollabieren. Trotz der Bemühungen von Persönlichkeiten wie Kofi Annan, Stephen Lewis, Jeffrey Sachs und von vielen Experten und Freiwilligen sollte es lange dauern, bis sich in Afrika die therapeutische Option etablierte. Der allgemeine Zugang zur AIDS-Therapie wurde erst 2015 international vereinbart.
Dieses Buch erzählt, wie es zu der Wende kam, mit dem Ziel, so viele Menschenleben wie möglich zu retten. Es ist auch eine Lektion angesichts der gegenwärtigen Herausforderungen.