„Der Abschied“ und andere Stückskes aus dem Nachlass
Michael Hüter, Jürgen von Manger, Joachim Wittkowski
Jürgen von Manger (1923-1994) war das Urgestein des Kabaretts im Ruhrgebiet. Obwohl der in Koblenz geborene Kabarettist und Schauspieler nicht ruhrgebietsdeutscher Muttersprache war, verdankt ihm das Ruhrgebietsdeutsche seine Bühnenreife. Seine Jugend in Hagen und vor allem seine Engagements an den Bühnen in Bochum und Dortmund brachten Jürgen von Manger in engen Kontakt mit diesem Dialekt und seinen Sprechern. Anfänglich ein Spaß im Kollegenkreis, entwickelte sich sein Adolf Tegtmeier seit der ersten Radioausstrahlung Sylvester 1961 rasch zur populärsten deutschen Kabarettfigur der 60er bis 80er Jahre. Neben Radio- und Fernsehauftritten waren es zahlreiche Tourneen, mit denen Jürgen von Manger das Publikum in seinen Bann zog. Tegtmeiers Gedanken ließen tief ins bundesdeutsche Gemüt blicken, das von der Automation über die sexuelle Revolution bis zur antiautoritären Erziehung einiges zu verdauen hatte. Doch Tegtmeiers Tiraden legten auch die braunen Flecken offen, die die kollektive Psyche der Deutschen noch immer beherbergte. Dies alles kommt bei Jürgen von Manger stets ohne jene Häme aus, die ihren Lustgewinn nur aus dem Schaden anderer zieht. Jürgen von Manger verführte sein Publikum vielmehr mit den Mitteln des Humors zur Selbsterkenntnis. Gerade im direkten Kontakt dem Publikum konnte Jürgen von Manger die unmittelbaren Reaktionen auf Tegtmeiers Ergüsse genau registrieren. Es ist daher nicht verwunderlich, dass er seine Manuskripte immer wieder überarbeitete und nicht als abgeschlossen ansah. Auch diesem Umstand dürfte es zu verdanken sein, dass bislang nur wenige seiner „Stückskes“ den Weg zwischen die Buchdeckel gefunden haben. Die meisten Texte existieren nur im Manuskript. Joachim Wittkowski, Lehrbeauftragter am Germanistischen Institut der Ruhr-Universität Bochum, hat die schönsten dieser bislang unveröffentlichten ‚Stückskes‘ aus dem Nachlass im Deutschen Kabarett Archiv, Mainz, geborgen und sorgfältig für den Druck aufgearbeitet. Herausgekommen ist ein Muss nicht nur für jeden Freund des Kabaretts, sondern auch für alle Leser zwischen Moers und Hamm.