Der figürliche Motivschatz Phöniziens, Syriens und Transjordaniens vom 6. bis zum 4. Jahrhundert v. Chr.
Astrid Nunn
Eine große Vielfalt ganz unterschiedlicher Bilder aus Ton, Stein oder Metall entstanden während der Achämenidenzeit (539–332 v. Chr.) im Alten Vorderasien. In diesem Buch wird erstmals eine Gesamtschau auf das in diese Zeit datierbare figürlich gestaltete oder figürlich bebilderte Material gegeben – Plastiken, Flachbilder, Terrakotten, Siegel, attische Keramik und Münzen. Die Autorin ordnet die Bilder nach dem Ursprung des in ihrer Motivwahl oder Gestaltung erkennbaren Fremdeinflusses. Ein Hauptproblem der Interpretation besteht in der Bestimmung der dargestellten Personen bzw. Gottheiten. Die wenigen Beispiele einer eindeutigen Zuordnung von Bild und Text beweisen, dass die Erscheinungsbilder der Götter verschmolzen. Was ging auf theologischer Ebene vor sich? Man ahnt die Entwicklung von einem System, in dem für jeden Lebensaspekt eine Gottheit zuständig war, zu einem neuen, wo die lineare Zuordnung eines Gottes zu einem bestimmten »Betätigungsfeld« als unzureichend empfunden wurde. Dabei ist festzustellen, dass die Bilder zum Großteil in die Kategorie Fürsorge, schützende Macht, Heilung und Heil einzuordnen sind. Diese tiefgreifende Veränderung der Gottesvorstellung bereitete die Entstehung der Heilsreligionen im vorderasiatischen Raum vor.