Der Jüngere Titurel der Bayerischen Staatsbibliothek, Cgm 8470
Studien zu Materialität, Inhalt und Gebrauch einer illuminierten Epenhandschrift des Spätmittelalters
Karin Eckstein
Die Handschrift des Jüngeren Titurel entstand wohl für einen betuchten Auftraggeber um 1430 in Südtirol. Ihre aufwendige Ausstattung mit 85 Miniaturen in Deckfarbenmalerei lässt sie unter den überlieferten mittelhochdeutschen Epenhandschriften hervorstechen. Eine weitere Besonderheit stellen die dichtgedrängten Inskriptionen an den Rändern der Pergamentseiten dar, die den späteren Gebrauch des Kodex durch das österreichische Geschlecht der Fernberger zu Eggenberg ab ca. 1580 bis über die Mitte des 17. Jahrhunderts widerspiegeln. Die Familie nutzte die Handschrift als repräsentatives Gästebuch in stammbuchähnlicher Weise und machte sie dadurch zu einer Quelle für personenbezogene Untersuchungen zur Geschichte Österreichs sowie für die Religionsgeschichte in Zeiten der Gegenreformation.