„Der Rest ist Österreich“
Von der Monarchie zur Republik (1918/19-1920/27)
Michael Hlatky, Dr. Helmut Neuhold
Der Rest ist Österreich soll Frankreichs Ministerpräsident Georges Clemenceau 1919 beim Vertrag von Saint-Germain, in dem Österreichs Grenzen festgelegt wurden, höhnisch gesagt haben. Der Rest von vielen Jahrhunderten Habsburger-Herrlichkeit war also das kleine Österreich. Der kleine Staat mit einer hungernden Bevölkerung durfte nicht einmal seinen selbstgewählten Namen
Deutschösterreich behalten und niemand sah wirklich eine Zukunft für ihn. Nach dem bis dahin größten Krieg der Geschichte, dem Ersten Weltkrieg, war die Welt in Unordnung geraten und die
Verhältnisse sollten letztlich zu einem noch größeren Krieg führen. Dazwischen schlingerte die Erste Republik dahin, geprägt von scheinbar unlösbaren Problemen und Zerrissen vom gegenseitigen
Hass der politischen Parteien. So wie Kaiser Karl I. während der letzten Kriegsjahre beim Versuch der Rettung des zerfallenden Habsburgerreiches versagt hatte, so sollten letztlich auch die politischen
Führer der Ersten Republik dabei versagen, dem kleinen Land den Weg in eine erfolgversprechende Zukunft zu ermöglichen. Es musste erst zur Auslöschung Österreichs und einem fast apokalyptischen Krieg kommen, ehe man bereit war, aus den früheren Fehlern zu lernen.