Der Spiegel der einfachen Seelen
Mystik der Freiheit
Bruno Kern, Marguerite Porete
„Ein spiritueller und zeitkritischer Bestseller“. Irmgard Kampmann Am 1. Juni 1310 wird Marguerite Porete mitten in Paris bei lebendigen Leib verbrannt – zusammen mit ihrem Buch, das die heilige Inquisition in Aufruhr versetzt hatte. Der grausame Feuertod der nordfranzösischen Begine konnte allerdings nicht verhindern, dass „Der Spiegel der einfachen Seelen“ über Jahrhunderte hinweg ein Bestseller wurde. In mehreren Sprachen fand er anonym in ganz Europa Verbreitung und übte einen kaum zu überschätzenden Einfluss auf das religiöse Denken weit über ihre Zeit hinaus aus. Meister Eckhart etwa ist erkennbar von diesem Buch inspiriert. Was war so gefährlich an der Schrift dieser frommen Begine? Den religiösen Zwängen ihrer Zeit setzt Marguerite Porete eine schier unerhörte Mystik der Freiheit entgegen! Der von Gottes Liebe ganz durchdrungene Mensch braucht sich weder um Tugenden noch um Bußübungen, Messen, Predigten usw. zu kümmern! Der Atem der Freiheit durchdringt dieses Buch, und so manche kühne These der Reformation nimmt Marguerite Porte wörtlich vorweg. Erst im 20. Jahrhundert gelang der Forschung der Nachweis, dass Marguerite Porete die Autorin des „Spiegels der einfachen Seelen“ ist. Eines der bedeutendsten Werke der Frauenmystik des Mittelalters liegt nun in einer neuen deutschen Übersetzung vor. Für alle an der Geschichte des Mittelalters, an der abendländischen Mystik, an der Befreiungsgeschichte der Frau Interessierte ist dieses einzigartige Werk nun neu erschlossen. Neu übersetzt aus dem Altfranzösischen von Bruno Kern.