Die AIDS-Verschwörung
Das Ministerium für Staatssicherheit und die AIDS-Desinformationskampagne des KGB
Christopher Nehring, Douglas Selvage
Mit dem Auftauchen des für AIDS verantwortlichen HI-Virus Anfang der 1980er Jahre begannen Forschungen aber auch Spekulationen um dessen Herkunft. 1992 gab der Leiter der russischen Aufklärung zu, dass der sowjetische Geheimdienst hinter einer internationalen Desinformationskampagne zum Thema AIDS gestanden habe. Das Virus, so lautete eine zentrale Behauptung darin, stamme aus einem US-amerikanischen Forschungslabor und sei dort als Geheimwaffe entwickelt worden.
Die vorliegende Studie geht auf der Basis von Akten aus Deutschland und ehemaligen Ostblockstaaten den Spuren dieser Kampagne nach. Dabei gerät vor allem die Rolle der Hauptverwaltung A (HV A) des Ministeriums für Staatssicherheit in den Blick. Von ihr wurden Forschungsprojekte unterstützt, die die „KGB-These“ untermauern sollten, oder Dokumentarfilme finanziert, die die Verschwörungstheorie auch im Westen zu verbreiten hatten. Das besonders Perfide daran: Die Desinformationen und die daraus entwickelten Verschwörungstheorien wirken weit über das Ende der kommunistischen Geheimdienste hinaus – teilweise bis heute. Im Kampf der Systeme wurden Falschinformationen in die Welt gesetzt – mit tödlichen Folgen.