Die evangelische Kirche in Ulm 1918-1945
Eberhard Mayer
Die evangelische Kirche schien durch die Umbrüche der Neuzeit „zwischen die Zeiten“ geraten zu sein, doch sie nahm die Herausforderungen der neuen Zeit an.
Die Umwälzungen durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten sahen weite Kreise als Herausforderung und Chance, die Deutschen wieder zu einem christlichen Volk machen zu können. Im Verlauf der dann nach dem Rausch der ersten Begeisterung beginnenden Auseinandersetzungen gewannen evangelische Christen wieder einen festen Standpunkt. Die Barmer Theologische Erklärung gab ihnen eine klare Orientierung für das kirchliche Handeln; sie führte zum Zusammenschluß der Bekennenden Kirche.
Wie lebendig, komplex und kompliziert dieses Geschehen war, zeigt sich besonders deutlich an den überschaubaren Verhältnissen der Ulmer Kirchengemeinde.
Es wird sichtbar wie ein gesamtkirchliches Ereignis wie der Ulmer Bekenntnistag 1934 Glauben und Leben vieler einzelner Gemeindemitglieder zu bestimmen vermochte. Es wird aber auch deutlich, wie stark verinnerlicht nationalprotestantisches Denken und Fühlen war, das vielem Unrecht gegenüber blind machte.
Der Autor: Dr. theol. Eberhard Mayer war Gemeindepfarrer, Gymnasialprofessor und zuletzt evangelischer Schuldekan.