Die innere Rechtfertigung des Pflichtteilsrechts
Eine rechtsgeschichtliche, Rechtsvergleichende und soziologische Betrachtung
Andreas Bauer
Das Pflichtteilsrecht, das einen Ausgleich zwischen dem Grundsatz der Testierfreiheit und dem der Familienerbfolge bildet, stellt ein ebenso altes wie umstrittenes Rechtsinstitut dar. Die Tatsache, dass ein Erblasser grundsätzlich nicht umhin kommt, einen bestimmten Kreis nächster Angehöriger – zumindest wertmäßig – am Nachlass zu beteiligen, war und ist immer wieder Gegenstand der Kritik. Auch die gegenwärtige Bundesregierung hat ein Bedürfnis identifiziert, dem Erblasser zu mehr Testierfreiheit zu verhelfen und eine entsprechende Reform vorbereitet. Die Untersuchung erforscht die innere Rechtfertigung des Pflichtteilsrechts, um Reformpotentiale im geltenden Recht aufzuzeigen und Reformvorschläge anzubieten, die die Geltungsgründe des Pflichtteilsrechts berücksichtigen.
Hierzu wird die Entstehungsgeschichte der zwingenden Nachlassbeteiligung beleuchtet und die Lösungsansätze anderer Rechte – insbesondere des neuseeländischen und des USamerikanischen Rechts – einer rechtsvergleichenden Analyse unterzogen. Zudem werden soziologische Erkenntnisse über die Ausgestaltung familiärer Beziehungen und die Bedeutung von Erbschaften für das familiäre Beziehungsgeflecht fruchtbar gemacht. Das Werk schließt mit konkreten Vorschlägen für eine Reform des geltenden Pflichtteilsrechts sowie einer kritischen Stellungnahme zum eingebrachten Gesetzesentwurf der Bundesregierung.