Die kabbalistische Lehrtafel der Antonia von Württemberg
Studien und Dokumente zur protestantischen Rezeption jüdischer Mystik in einem frühneuzeitlichen Gelehrtenkreis
Reinhard Gruhl
Die in der Kirche zu Bad Teinach/Schwarzwald 1673 errichtete Lehrtafel Antonias von Württemberg (1613–1679) bietet eine ebenso originelle wie anspruchsvolle Synthese jüdischer Kabbala, christlicher Mystagogie und lutherischer Theologie. Die vorliegende Sammlung von Studien und Dokumenten erschließt vielfach zum ersten Mal erhaltene, zumeist handschriftliche Dokumente zur Entstehung dieses Kunstwerkes wie seiner zeitgenössischen literarischen Beschreibungen in ihrem kulturellen Kontext. Rekonstruiert werden die Wege, auf denen Antonia und ein Kreis gelehrter Mitarbeiter auf den Spuren Reuchlins die kabbalistische Sefirotlehre in einer Interpretatio Christiana mit zentralen Themen reformatorischer Theologie zu einer heilsgeschichtlichen Konzeption verbanden, die als barocke Enzyklopädie auf einen Blick bei gleichzeitiger Detailfülle noch heute nicht nur Regional-, Kunst- und Religionshistoriker faszinieren kann, sondern auch der Wissenschaftsgeschichte, Literaturwissenschaft, Judaistik und nicht zuletzt der Frauenforschung neue Einblicke in eine längst noch nicht ausgeforschte Epoche bietet.