Die Katholische Kirche Litauens
Auf dem Weg zur Erneuerung
Algirdas Jurevičius
Dieses Buch ist eine die aktuellen gesellschaftlichen sowie kirchlichen Prozesse in Litauen begleitende theologische Reflexion, die der Erneuerung der Kirche Litauens gewidmet ist. Nach dem Zerfall des kommunistischen Systems entstand eine neue Situation für die Kirche im postkommunistischen Raum. Der Autor beschreibt den Übergang bzw. die Wende und die neue Lage der Kirche im postkommunistischen Litauen. Die gegenwärtige pastorale Problematik hat ihre Wurzeln im Kommunismus. Verfolgung, Diskriminierung und Unterdrückung der Gläubigen rief zum stillen und friedlichen Aufstand gegen das Regime auf. Aufgrund des eisernen Vorhangs konnten die Reformen des II. Vatikanischen Konzils, die in der katholischen Kirche weltweit durchgesetzt wurden, nicht zum Tragen kommen. Der Autor stellt die Position der litauischen Teilnehmer am Konzil vor und zeigt den Anspruch der Sowjetunion, auf die Beschlüsse des Hl. Stuhls Einfluss zu gewinnen. Die vatikanische Ostpolitik ließ sich in ein Gespräch mit dem kommunistischen Regime ein, um die schwere Lage der Kirche im kommunistischen Raum zu mildern. Dazu wurden einige Zugeständnisse seitens des Vatikans gemacht. Der Erfolg der Vatikanischen Ostpolitik lag darum nicht in der erstrebten Langzeitwirkung, sondern in den kurzfristigen Veränderungen, welche die Lage der Kirche verbesserten. Einen qualitativ neuen Aufschwung nahm die Ostpolitik des Vatikans unter Papst Johannes Paul II: Es ging dem Vatikan nun nicht mehr nur um einzelne Bischofsernennungen, nicht um Zugeständnisse der kommunistischen Behörden für eine weniger behinderte Seelsorge oder um Erleichterungen für die Gläubigen. Der Papst wollte die Teilung Europas von innen her überwinden, weil er die Trennung der europäischen Völker aus historischen, kulturellen und ethischen Gründen zutiefst unmoralisch empfand. Der Papst tat alles, um die zwei Völker, Litauer und Polen, zu versöhnen. Die neue politische Lage nach der Wende eröffnete der Kirche neue Handlungsfelder, auf die die Kirche nicht vorbereitet war. Die Kirche Litauens ist auf der Suche nach ihrem Ort in einer sich wandelnden Gesellschaft. Der Autor analisiert das kommunistische „Erbe“ sowohl in der Kirche als auch in der Gesellschaft und gibt konkrete Vorschläge, wie die Pastoral weiter entwickelt werden sollte. Das Hauptgewicht liegt auf dem letzten Kapitel des Buches, in dem der Autor für die Einführung des Ständigen Diakonats in der Kirche Litauens plädiert und dazu wegweisende Gedanken entwickelt. Mit der Einführung des Ständigen Diakonats wird ein wichtiger Beitrag der Litauischen Kirche geleistet. Es muss ein lebendiger Gestaltwandel von der kämpferischen zur diakonischen Kirche vollzogen werden. Litauen braucht die Diakonie für die Bildung einer demokratischen Gesellschaft. Diakonische Perspektiven könnten dabei helfen, die schmerzhaften gesellschaftlichen Probleme human zu lösen. Darum ist dieses Buch ein Plädoyer für eine diakonische Kirche in Litauen.