Die polnische Frage und der Wiener Kongress 1814–1815
Boguslaw Dybas
Nach der dritten Teilung von Polen-Litauen, die gleichzeitig den Untergang der alten Adelsrepublik bedeutete (1795), sowie in der Folge nach den napoleonischen Kriegen, wurde während des Wiener Kongresses (1814-1815) über die Zukunft der polnischen Gebiete im 19. Jahrhundert entschieden. Nach Napoleon Bonaparte wurde der russische Zar Alexander I. zur neuen Hoffnung der Polen, die von der Wiedererrichtung eines unabhängigen Staates träumten. Der Zar herrschte über das russische Teilungsgebiet, das gemäß den Bestimmungen des Wiener Kongresses nun auch als Königreich Polen bzw. „Kongresspolen“ bezeichnet wurde. Die in Wien vereinbarten Grenzen des unter den drei Teilungsmächten Russland, Preußen und Österreich aufgeteilten Landes hatten bis zum Ersten Weltkrieg Bestand. Die „polnische Frage“ während des Wiener Kongresses und ihre weitere Entwicklung nach dem Kongress werden im Band von Historikerinnen und Historikern aus Polen, Österreich, Deutschland und Tschechien erörtert.
Abgerundet wird der Band durch ein Kapitel über den Wiener Kongress aus einer der ersten polnisch-sprachigen Beschreibungen Wiens. Diese Beschreibung wurde von Edward Lubomirski (1796-1823), einem Augenzeugen des Kongresses, verfasst. Der junge Lubomirski war während des Kongresses für die Botschaft des Russischen Zarenreichs in Wien tätig. Das letzte Kapitel aus seinem Werk, das 1821 in Warschau publiziert wurde, ist dem Wiener Kongress gewidmet. In dieser Publikation wird es erstmals dem deutschsprachigen Leserpublikum vorgestellt.