Die skandinavische Moderne und Europa
Transmission – Exil – Soziologie
Jens Bjerring-Hansen, Torben Jelsbak, Monica Wenusch
Die letzten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts sind ein bemerkenswertes Kapitel in der skandinavischen Literaturgeschichte. Wie in vielleicht keiner anderen Periode bildeten die skandinavischen Literaturen zu dieser Zeit eine Einheit – ein gemeinsames skandinavisches literarisches Feld, in dem dänische, norwegische und schwedische Autoren und Intellektuelle in engem Kontakt miteinander standen, die Werke des jeweils anderen besprachen und dieselben kulturellen, politischen und ästhetischen Fragen in u.a. Zeitschriften, Zeitungen, Briefen diskutierten. Ferner diente die skandinavische Literatur dieser Zeit wie zu keinem anderen Zeitpunkt davor oder danach als internationale Exportware und als moderner Trendsetter in der europäischen Literatur und der Kulturdebatte.
Gleichzeitig ist die Frage nach der eigentlichen Ursache der außergewöhnlichen internationalen Verbreitung und des Status der skandinavischen Schriftsteller dieser Periode als Modernitätsträger berechtigt. Schrieben diese skandinavischen Autoren ‚besser’ und verfassten sie ‚modernere’ Werke als die Autoren anderer Perioden, oder müssen äußere Faktoren wie etwa wirtschaftliche oder kommerzielle Bedingungen des zeitgenössischen Buchmarkts und der Theaterbühnen in besonderer Weise zur Beantwortung dieser Frage in Erwägung gezogen werden?