Die Virtualität
Philosophische Grundlagen der logischen Relativität
Vladimir Cherniavsky
Dieses Buch wendet sich an Leser, die an Grundlagen-Problemen der modernen Wissenschaft interessiert sind, und insbesondere an Philosophen, Mathematiker, Naturwissenschaftler und Informatiker. Der Leitfaden, um den sich die Abhandlungen dieser Monographie gruppieren, ist der Versuch, den natürlichen Intellekt, den Intellekt des Menschen, zu modellieren und zu untersuchen und – unter anderem – den natürlichen mit dem künstlichen Intellekt zu vergleichen. Die Schlüsse und Einsichten aber, die im Laufe dieser Betrachtungen gewonnen werden, reichen weit über dieses Ziel hinaus und sind weltanschaulicher Natur. Aus der Sicht des vorherrschenden wissenschaftlichen Paradigmas ist die These der Logischen Relativität paradoxal. Sie wird aber verständlich in einem weltanschaulichen Rahmen, der von der naturwissenschaftlichen Tradition abweicht und der deshalb neu aufgeb werden muss. Um diesen Rahmen zu schaffen, sind philosophische Ideen und Methoden notwendig. Dabei treten in den Vordergrund Fragen, die zu den klassischen philosophischen und wissenschaftstheoretischen Fragen gezählt werden: Was ist Wirklichkeit? Wie wird sie wissenschaftlich erkannt? Welche Rolle spielen dabei unsere Sprache und die Gesetze der Logik – insbesondere die Gesetze der Identität und des Ausgeschlossenen Dritten? Was sind die treibenden Kräfte der Wissenschaftsentwicklung? Eine zentrale Rolle im Zusammenhang mit dem Problem des Verhältnisses zwischen der realen Welt und dem wissenschaftlichen Weltbild spielt in den Abhandlungen dieser Monographie der Begriff der Virtualität, der so verstanden wird, wie er sich in der Informatik mit einer vordem nicht gekannten Deutlichkeit herausgebildet hat: Virtualität ist gedachte Existenz, für die aber der Begriff „Wahrheit“ volle Gültigkeit hat. Virtuell ist z.B. der individuelle Speicherraum in einem Mehrbenutzer-Rechensystem oder der Flughafen auf dem Bildschirm eines Flugsimulators. In der Informatik ist die so verstandene Virtualität eine unübersehbar alles dominierende Erscheinung. Diese Monographie handelt vom ideologischen Beitrag der Informatik zu der wissenschaftlichen Weltanschauung unserer Zeit.