Eichstätter Schriften zum kirchlichen Arbeitsrecht 2022
Wie solidarisch ist das kirchliche Arbeitsrecht?
Renate Oxenknecht-Witzsch
Der siebte Band der Eichstätter Schriften zum kirchlichen Arbeitsrecht dokumentiert die Vorträge der 24. Fachtagung zum kirchlichen Arbeitsrecht, die am
7. März 2022 coronabedingt digital zum Thema „Wie solidarisch ist das kirchliche Arbeitsrecht?“ stattgefunden hat.
Das Thema ist durch die Initiative #OutInChurch, die sich im Januar 2022 nach Bekanntwerden des Münchner Missbrauchsgutachtens öffentlich zu Wort gemeldet hat, hoch aktuell.
Die Forderung nach Änderung der Grundordnung, insbesondere der diskriminierenden Kündigungsandrohungen für pastorale Mitarbeiter/innen bei Eingehen einer gleichgeschlechtlichen oder kirchenrechtlich ungültigen Ehe hat viele Themen überlagert. Wie solidarisch das kirchliche Arbeitsrecht ist, wurde darüber hinaus aus Anlass von 50 Jahren MAVO-Rahmenordnung und 30 Jahren MVG-EKD zu Fragen der betrieblichen Mitbestimmung kritisch hinterfragt. Mehr Mitbestimmung wird gefordert. Die Digitalisierung wird als eine Herausforderung für das solidarische Miteinander gesehen. Auch die Solidarität der kirchlichen Arbeitsrechtsregelung im Dritten Weg und des Tarifrechts standen zur Diskussion.
Die Solidarität des kirchlichen Arbeitsrechts zeigt sich:
– an einem wertschätzenden Umgang mit Mitarbeitenden, der vor allem Kündigung wegen Eingehens einer kirchenrechtlich ungültigen Ehe ausschließt,
– an einer besseren betrieblichen Mitbestimmung, die die Bedeutung der Mitarbeiter/innen für die Erfüllung des Sendungsauftrags der Kirche würdigt,
– an einer Umsetzung der Digitalisierung, die der Dienstgemeinschaft gerecht wird und
– an kirchlichen Arbeitsvertragsregelungswerken, die Vorbildcharakter haben durch faire Arbeitsbedingungen, die Familienfreundlichkeit, Gesundheitsschutz
und Arbeitsüberlastung berücksichtigen.