Emil Fuchs: Der Brief des Paulus an die Römer
Claus Bernet, Klaus Fuchs-Kittowski
Der Brief des Paulus an die Römer – kurz Römerbrief – wurde von dem Theologen und Religiösen Sozialisten Emil Fuchs (1874-1971) während seines Lehrverbots 1936/37 verfasst und hier erstmals, nach über 75 Jahren, in Druckform der Öffentlichkeit vorgelegt. Es ist eine die umfangreichste Exegese und Neuübersetzung des Römerbriefs, die in der Zeit der Nazidiktatur entstanden und auch heute noch aktuelle Fragen behandelt: die Rechtfertigung durch den Glauben die Stellung des Einzelnen zur Obrigkeit die Problematik des Bösen und die Frage nach Gerechtigkeit Aus seiner fundierten Kenntnis der Literatur, aus seinem engen Kontakt zum deutschen Widerstand und nicht zuletzt aus seiner liberalen und vor allem sozial-gerechten Perspektive gelingen Fuchs immer wieder überraschende Einsichten und politisch damals wie heute brisante Antworten. Wie kein anderes biblisches Buch hatte der Römerbrief eine kirchengeschichtliche Wirkung, vor allem in der Reformationszeit. Drei bislang unveröffentlichte Anhänge „Luther und der Staat“, „Luther und die Gewalt“ sowie „Karl Barths Stellung“ runden die Exegese von Emil Fuchs ab. Ein Verzeichnis der behandelten Fragen und Gegenständen ermöglicht ein schnelles Auffinden von Textstellen. Für eine Theologie nach Luther und Barth ist dieser Band eine Herausforderung, die den Leser unmittelbar anrührt und zum Nachdenken und neuem Handeln anregt: „Haben wir diese Wahrheit erkannt, dann wissen wir, wie falsch Luthers Meinung war, dass der Mensch nur für seine Seligkeit zu sorgen habe, die Gestaltung dieser Welt unabänderlich der ‚Obrigkeit‘ überlassen sei. Diese Obrigkeit ist selbst nur ein Ausdruck des Geistes, der die Gesellschaft beherrscht. Sie kann nur gestalten, was der Ameisenfleiß Ungezählter vorbereitet hat. Nicht von ihr zuerst, sondern zuerst von uns und unserem Verhalten hängt es ab, ob in der kommenden Generation Gewalt oder Liebe, Anstand oder Brutalität, wachsendes oder abnehmendes Rechtsbewusstsein, Sehnsucht nach Gerechtigkeit oder Egoismus das Leben beherrschen“.