Entwicklungsabschnitte der Landwirtschaft in der ehemaligen DDR.
Diethelm Gabler
Am Beispiel des früheren Bezirks Erfurt wird die Agrarpolitik der SED vom Beginn der Kollektivierung über die verschiedenen Stadien der „Vergesellschaftung“ der Produktion und des genossenschaftlichen Gemeineigentums bis zum Jahre 1989 nachgezeichnet.
Basis der Untersuchung bilden neben detaillierten, häufig erstmals veröffentlichten statistischen Daten und zahlreichen Dokumenten annähernd 3000 Gespräche mit ehemals in Betrieben und Verwaltung Verantwortlichen.
Es wird deutlich, auf welche Weise der umfassende, alle Bereiche umgreifende Machtanspruch der SED durchgesetzt worden ist. Für eine eigenständige Agrarpolitik des Staates oder gar autonome Entscheidungen auf regionaler oder betrieblicher Ebene war daneben kein Platz. So gingen auch die Trennung von Pflanzen- und Tierproduktion, der Aufbau riesiger Produktionseinheiten oder die zunehmende „Entfremdung“ der LPG-Mitglieder vom Eigentum an den Produktionsmitteln auf Ziele und Beschlüsse der Partei zurück.
Die Landwirtschaft spielte in der politischen und wirtschaftlichen Strategie der SED eine wichtige Rolle. So war der soziale und finanzielle Status der Bauern im Bezirk Erfurt und generell in der DDR im Vergleich zu anderen Bevölkerungsgruppen recht gut; er war aber ebenso wie die relativ hohe Leistungsfähigkeit der Landwirtschaft und die Sicherheit der Lebensmittelversorgung mit extrem hohen Transferleistungen erkauft, die vermutlich über das Jahr 1990 hinaus nicht mehr finanzierbar gewesen wären.