Fisch Land Fluss
Eine Zeitreise durch die Fischereigeschichte am Niederrhein
Carl Pause
Fisch gehört zu den ältesten Nahrungsmitteln des Menschen. Ob Lachs, Hecht, Brassen oder Muscheln – in Flüssen und Seen fand der Mensch in früheren Jahrhunderten reichlich Nahrung. Auch der Rhein und die Erft waren fischreiche Gewässer.
Die Grundformen der noch heute gebräuchlichen Fischereigeräte – Angeln, Netze oder Speere – entstanden bereits vor über 8.000 Jahren in der Mittelsteinzeit. In römischer Zeit erlebte die Fischerei einen Aufschwung durch die Einführung verbesserter Fischereitechniken. Im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit war Fisch eine wichtige Proteinquelle, denn Fleisch durfte während der langen Fastenzeiten vor Ostern und im Winter nicht gegessen werden. Frischer Fisch stand aber nur reichen Bürgern und Adligen zur Verfügung, der einfache Mann musste sich mit Salzheringen und Stockfisch begnügen, die in Nord- und Ostsee gefangen wurden. Um auch das Landesinnere mit konserviertem Seefisch zu versorgen, entstand ein leistungsfähiges Fernhandelsnetz.
In Neuss wie auch am restlichen Niederrhein stellten die Wanderfische Lachs und Maifisch bis in das 20. Jahrhunderts die „Brotfische“ der Fischer, d.h. ihre Haupteinnahmequellen, dar. In den Seitenarmen des Rheins und in seinen Nebenflüssen wurden dagegen vor allem Weißfische wie Barben, Nasen, Döbel oder Brassen gefangen. Störe und Hechte waren als „Herrenfische“ dem Adel vorbehalten. Zum Fang der Fische setzten die Fischer vor allem Zugnetze und Reusen ein. Seit dem Mittelalter wurden auch Karpfen in Teichen und Gräften gezüchtet.
Im 20. Jahrhundert entzog die mit der Industrialisierung einhergehende Wasserverschmutzung den Berufsfischern nach und nach die Grundlagen. In den 1940er Jahren verschwanden Lachs und der Maifisch aus dem Rhein. Durch die aus den Niederlanden übernommene Schokkerfischerei wurde der Aal Anfang des 20. Jahrhunderts zum Hauptfangfisch, bis mehrere Umweltkatastrophen der Fischerei die Grundlagen entzogen. In den 1970er Jahren stellte der letzte Neusser Aalschokker seinen Betrieb ein. Seitdem haben Umweltschutzprojekte die Wasserqualität im Rhein erheblich verbessert und wieder zur Ansiedlung vieler Fischarten geführt. Gleichzeitig haben sich durch die Zunahme des Fernschiffverkehrs und die Öffnung des Rhein-Main-Donau-Kanals viele neue Tiere und Pflanzen im Rhein und seinen Nebengewässern angesiedelt, die zum Teil einheimische Arten verdrängt haben.
Bereits aus römischer Zeit sind zahlreiche Fischrezepte überliefert. Während im Mittelalter Fisch gekocht und scharf gewürzt wurde, um so möglichen Erkrankungen durch den Verzehr von „kaltem“ und „nassem“ Fisch vorzubeugen, verarbeitete man ihn im 17. Jahrhundert zumeist zu Pasteten. Im 19. Jahrhundert entstanden viele neue Zubereitungsmöglichkeiten, durch die der Fisch zur Delikatesse wurde.