Gedichte 1807-1813
Text, Lesarten und Erläuterungen
Anne Bohnenkamp-Renken, Ulrich Breuer, Wolfgang Bunzel, Michael Grus, Ulrike Landfester, Christof Wingertszahn
Der Band umfasst Brentanos Gedichte der Jahre 1807 bis 1812 und reicht damit von der Heidelberger „Wunderhorn“-Zeit und den Auseinandersetzungen mit Johann Heinrich Voß und Cottas „Morgenblatt“ bis in die erste Phase des Aufenthalts in Prag. Die von Achim von Arnim herausgegebene „Zeitung für Einsiedler“ (1808) bietet die publizistische Plattform für satirische Beiträge zum literarischen Parteienstreit, der „Sonettenschlacht“, ebenso wie für Gedichte, die sich an die zweite Ehefrau Auguste richten. Der Umzug nach Berlin im Herbst 1809 und der anschließende knapp zweijährige Aufenthalt in der preußischen Hauptstadt fallen in eine Zeit politischen und kulturellen Umbruchs und wissenschaftlicher Reformen, was in teils umfangreichen Texten reflektiert wird. Das Eindringen der Tagesaktualität in die Poesie erheischt eine Veröffentlichung in Druck oder feierlicher Aufführung; für die Kantaten auf den Tod der preußischen Königin Luise und die Gründung der Universität (1810) bemüht sich Brentano bei namhaften Komponisten (Beethoven, Reichardt) intensiv um eine Vertonung seiner szenisch angelegten Dichtungen. Auch die bildende Kunst, die historische Architektur der Stadt, vor allem aber die zeitgenössische Malerei – mit einem ganzen Zyklus gedichteter Kunstkritik auf die Akademie-Ausstellung von 1810 – rücken ins Blickfeld. Eher beiläufig fällt die Mitarbeit an Kleists „Berliner Abendblättern“ aus. Dafür gibt die intensive Teilhabe am kulturellen und gesellschaftlichen Leben der Stadt, mit Einladungen zu Zelters Liedertafel oder der Mitgliedschaft in Arnims deutscher Tischgesellschaft, Brentano genügend Gelegenheiten für eine öffentliche Präsentation seiner Poesie.