Gerechtigkeit als „Die Unruh im Uhrwerk“.
Debatten, Gespräche, Aufsätze zu Rechtstheorie, Rechtslinguistik und Methodik, zu Verfassungslehre und Verfassungsvergleichung.
Friedrich Müller
Die Texte dieses Bandes sind im Rahmen der deutschsprachigen Rechtswissenschaft ganz überwiegend unveröffentlicht: Aufsätze zur vergleichenden Verfassungsdogmatik; zur Theorie und Interpretation der nationalen und internationalen Menschenrechte; zu einer materialistischen Sicht auf Verfassung, Gesellschaft, Demokratie; zum emphatisch verstandenen Kern von Demokratie und Republik. Ferner wurden aus den Interviews, Debatten und Gesprächen hier einige ausgewählt: zum Streit um die Möglichkeit einer marxistischen Rechtstheorie; zu den Grundlagen juristischer Methodik; zur noch jungen Disziplin der Rechtslinguistik; zu Praktischer Semantik und Strukturierender Rechtslehre; ferner zu Entstehung und wissenschaftsgeschichtlicher Verortung dieser theoretischen Position und zum Praxis-, Demokratie- und Politikbezug ihrer einzelnen Arbeitsfelder; schließlich zu Streitfragen der gegenwärtigen Rechtstheorie im Zwiegespräch zwischen Forschern aus Deutschland und den Vereinigten Staaten: Diskussionen, reich an Material und gedanklichen Ansätzen – in der gemeinsamen Zuversicht, Klärung durch Kontroverse und Verdichtung durch Dialog zu erreichen.
Was betreibt den Rechtsbetrieb, was treibt ihn an? Es sind Triebe (nach Macht, nach Gütern) und also Konflikte. Auf etwas anderes zielt die Frage: Was beunruhigt die Welt des Rechts? Es ist das Bedürfnis nach Gerechtigkeit inmitten der Konflikte, nach Gegengewichten gegen das „Recht“ (die Übermacht) des Stärkeren. Das Paradox besteht darin, dass es gerade die „Unruh“ ist, die das Uhrwerk regelnd in Gang hält – das Uhrwerk als einen Betrieb des Rechts und nicht nur als eine Mechanik von Macht. In „Rechtsbetrieb“ steckt eben auch „Recht“.
In diesem Buch geht es – unter all diesen Perspektiven – um das reale Recht und darum, es zu verstehen – das Recht, in dessen Räderwerk das Bedürfnis nach Gerechtigkeit den Platz der Unruh einnimmt.
Aus dem Vorwort des Verfassers