Zur Bestimmung der Philosophie
1. Die Idee der Philosophie und das Weltanschauungsproblem (Kriegsnotsemester 1919) 2. Phänomenologie und transzendentale Wertphilosophie (Sommersemester 1919) 3. Anhang: Über das Wesen der Universität und des akademischen Studiums (Sommersemester 1919)
Martin Heidegger, Bernd Heimbüchel
In diesem Band werden die frühesten erhaltenen Vorlesungen Martin Heideggers erstmals veröffentlicht. Der 29jährige Privatdozent hielt sie 1919 an der FreiburgerUniversität. Heidegger betritt hier in Auseinandersetzung mit der zeitgenössischen Philosophie (Wertphilosophie, Neukantianismus und kritischem Realismus) zum ersten Mal sichtbar seinen eigenen Denkweg und gelangt zu einer kritischen Rezeption der phänomenologischen Methode. Die phänomenologische Bestimmung von Wissenschaft, Philosophie und Forschung steht im Zentrum dieses Denkens. Die Idee der Wissenschaft bedeutet nach Heidegger einen umgestaltenden Eingriff in das unmittelbare Lebensbewußtsein und somit dessen Überführung in eine neue Bewußtseinsstellung, in eine eigene Form der Bewegtheit geistigen Lebens.
Die erste Vorlesung mit dem Titel „Die Idee der Philosophie und das Weltanschauungsproblem“ beginnt mit einer Erörterung des im Jahre 1919 brisanten Themas einer Universitätsreform und Neubestimmung des Wesens der Wissenschaft. Die zweite Vorlesung „Phänomenologie und transzendentale Wertphilosophie“ unternimmt eine phänomenologische Kritik der zeitgenössischen Wertphilosophie. Die dritte Vorlesung aus dem Sommer 1919 handelt „Über das Wesen der Universität und des akademischen Studiums“. Sie greift das Rahmenthema der ersten Vorlesung explizit wieder auf und liefert eine Phänomenologie von Forschung und Wissenschaft. Da das Manuskript dieser Vorlesung als verloren gelten muß, wird im Anhang dieser Edition ersatzweise eine Nachschrift von Oskar Becker abgedruckt.