Glienke
Eine slawische Burg des 9. und 10. Jahrhunderts im östlichen Mecklenburg
Sebastian Messal
Mit den archäologischen Ausgrabungen im Vorfeld des Autobahnbaus bei Glienke, Lkr. Mecklenburg-Strelitz, konnte erstmals in Mecklenburg-Vorpommern ein slawischer Burgwall des 9. und 10. Jahrhunderts vollständig untersucht werden. Darüber hinaus wurden auch größere Areale der anschließenden Vorburgsiedlung freigelegt. Dies bot die Möglichkeit, umfassende Erkenntnisse zur Siedlungs- und Wirtschaftsstruktur einer mittelslawischen Burganlage zu gewinnen und die sozialen Verhältnisse der Bewohner des Burgwalles und denen der Vorburgsiedlung näher zu beurteilen. Mit dem vorliegenden Band werden die archäologischen und naturwissenschaftlichen Grabungsergebnisse des Burg-Siedlungskomplexes von Glienke präsentiert, die nicht nur für die regionale Besiedlungsgeschichte im östlichen Mecklenburg, sondern auch für die Erforschung der westslawischen Kultur zwischen Elbe und Oder von größter Bedeutung sind. Vor allem die vollständige Freilegung des Burgwalles ermöglicht detaillierte und kaum vergleichbare Einblicke in die Siedlungsstruktur einer slawischen Burganlage. Auf Grundlage von archäologischen, historischen und naturwissenschaftlichen Quellen können herrschaftliche und wirtschaftliche Funktionen der in der Burg wohnhaften Bevölkerung beurteilt, aber auch die Ursachen für den enormen Burgenbau im 9. und 10. Jahrhundert in weiten Teilen des slawischen Siedlungsgebietes diskutiert werden. Der kultur- und besiedlungsgeschichtliche Blick richtet sich dabei vornehmlich auf das historisch überlieferte Stammesgebiet der slawischen Redarier im östlichen Mecklenburg, vor allem auf die Region zwischen Tollensesee und Uecker, in dem die Burg von Glienke im 9. Jahrhundert gegründet wurde.