Gott mit uns
Die Kirche und der Krieg im Osten
Dietrich Kuessner
In „Mein Kampf“ hatte Hitler den Deutschen die Hochachtung vor den Amtskirchen zur Pflicht gemacht. Die Realität ab 1933 war Auslegungssache – die der braunen Machthaber wie die der kirchlichen Würdenträger. Die Rolle der evangelischen Kirche im Dritten Reich liefert ein janusköpfiges Kapitel deutscher Geschichte. Der Theologe und Historiker Dietrich Kuessner schlägt darin eine der düstersten Seiten auf: Pastoren, Diakone und Bischöfe der evangelischen Kirche ließen sich von den Nazis instrumentalisieren, wenn es gegen Juden, Kommunisten und slawische Untermenschen ging. „Wir stehen hinter dem Führer im Lebenskampf des deutschen Volkes gegen den Bolschewismus. Die Kirche setzt in diesem Kampf die Kräfte des christlichen Glaubens ein gegen den Unglauben, die christliche Sitte gegen die Entsittlichung. Wir werden unsere Gemeinden unermüdlich aufrufen zum vollen Einsatz der christlichen Kräfte in diesem Kampf in der Gewissheit, dass damit dem deutschen Volk der wertvollste Dienst geleistet wird“ – so hielt es das Gesetzblatt der Deutschen Evangelischen Kirche im Dezember 1936 fest. War es also erklärtes Programm, die Nazi-Dikatur zu stützen, nahm dieses Bündnis nach Kriegseröffnung und auf dem Ostfeldzug der Wehrmacht neue Dimensionen an, die mit der Pflicht zur Militärseelsorge nichts mehr tun hatten. Kuessner dokumentiert in diesem Band die Mitwirkung der evangelischen Kirche an der Aggression gegen die Sowjetunion. Er hat Material aus Archiven und privaten Quellen zusammengetragen und legt ein fundiertes Sachbuch zu dieser bislang nur unvollständig aufgearbeiteten Verstrickung der evangelischen Kirche vor.