Grenzgänge, Grenzüberschreitungen, Auflösung von Grenzen
Kulturelle Identität im innerkanadischen Vergleich: Mordecai Richler und Régine Robin
Andrea Schorsch
Dieses Buch ist die erste wissenschaftliche Veröffentlichung in deutscher Sprache, die sich mit Mordecai Richler und R©gine Robin befasst. Richler, der als Sohn jüdischer Immigranten 1931 in Montreal geboren wurde, ist einer der bekanntesten anglophonen Autoren Kanadas. Bis zu seinem Tod im Jahr 2001 hat er zahlreiche satirische Romane und unzählige journalistische Beiträge verfasst. R©gine Robin, ebenfalls jüdischer Herkunft, hat Montreal in den 1970er Jahren zu ihrer Wahlheimat erhoben. Geboren wurde die frankophone Autorin 1939 in Paris, wo sie den Holocaust überlebte. Neben Romanen und Essays, einem Erzählband und mehreren wissenschaftlichen Publikationen hat Robin auch ihrem Eindruck von Berlin in der Zeit nach dem Mauerfall ein umfangreiches Buch gewidmet. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema der kulturellen Identität im Werk dieser beiden Autoren. Quebec als frankophone Insel im Norden Amerikas und Montreal, die multikulturelle Metropole der Provinz, legen eine Diskussion kultureller Identität nahe. Welche Identifikationsangebote ergeben sich für die beiden Autoren in der Einwandererstadt Montreal und im englisch-französischen Spannungsfeld Kanadas? Inwieweit wird das Verhältnis zu ihrem Lebensumfeld von der jüdischen Herkunft der beiden Autoren mitbestimmt? Empfinden sie ihre eigene Identität als zerrissen, doppelt oder hybrid? Wie beurteilen sie kulturell pluralistische Gesellschaften? Sehen sie Gefahren, wie etwa Ghettobildung und Rassismus? Auch der Zusammenhang zwischen Identität und Sprache wird näher beleuchtet. Welche Rolle spielt das Jiddische für Richler und Robin? Ist es möglich, es in anderssprachigen Texten fortleben zu lassen? Und – auch dies ist ein Aspekt, der die kulturelle Identität der beiden Autoren beeinflusst – wie ist ihr Verhältnis zu Deutschland als Brennpunkt des Holocaust? Wie gehen Richler und Robin mit ihren persönlichen Erinnerungen um und wie mit dem gesellschaftlichen Vergessen? Und welche Perspektiven eröffnen ihre Werke für die Zukunft? Durch die Analyse ausgewählter fiktionaler und essayistischer Texte beider Autoren gibt das Buch erste Antworten auf diese Fragen. Schlüsselbegriffe sind dabei vor allem Transkulturalität, Dialogizität und diff©rence.