Häuserbuch der Stadt Dessau II/3
Bahnhofsviertel – Friedrichstraße
Kathleen Neubert, Günter Ziegler
Die sich entwickelnden Dessauer Stadtviertel im 19. und 20. Jahrhundert stehen im Zentrum des als Fortsetzungsreihe angelegten Häuserbuchs der Stadt Dessau II. Der vorliegende Band setzt die Beschreibung der einzelnen Straßenzüge im Bahnhofsviertel mit der Friedrichstraße fort.
Diese zählte sicherlich zu denen mit dem höchsten Prestige, denn ihre Entstehung war mit der Umsetzung der Bauaufgabe verbunden, für Anhalt nach der Wiedervereinigung und der Zusammenlegung sämtlicher Verwaltungsstrukturen des Herzogtums ein zentrales Verwaltungs- und Parlamentsgebäude zu errichten. Das später einfach nur Behördenhaus genannte Gebäude entstand von 1872 bis 1875.
Um das sich herausbildende »Machtzentrum« siedelten sich darüber hinaus auch ein Großteil der städtischen und Landeseliten des kleines Landes in der Dessauer Residenzstadt an.
So kann mit der Nennung allein der Bauherren bzw. der späteren Hauseigentümer in der Friedrichstraße neben der politischen auch die Sozial-, Kultur- und Wirtschaftsgeschichte erzählt werden.
Der Unternehmer und langjährige Reichstagsabgeordnete Gustav Ziegler (1827–1890) erbaute zum Beispiel mit dem Haus in der Friedrichstraße 26 die edelste Privatvilla, direkt neben dem Behördenhaus. Als Architekt gewann er einen der bedeutendsten Baumeister der Zeit, Ferdinand Luthmer. Auch die Nachbarvilla wurde stets von bedeutenden Wirtschaftsvertretern bewohnt und nach 1900 durch Mitglieder der Fabrikantenfamilie Polysius mit einem großartigen Neubau ersetzt.
In der Friedrichstraße lebten ebenfalls bekannte Größen des Dessauer Musik- und Theaterlebens wie der Herzogliche Hofkapellmeister August Klughardt. Sein Haus wurde bis zu seinem frühen Tod ein kultureller Treffpunkt der Dessauer »Szene«.
Haus um Haus beleuchten die Autoren die wechselvollen Geschichten von Hauseigentümern und Mietern. Zahlreiche Abbildungen regen zum Vergleich des historischen und aktuellen Stadtbildes an.