Hans Nägele. 1884–1973
Wie lange lässt sich Vergangenheit bewältigen, indem man sie vergessen macht?
Severin Holzknecht
Hans Nägele (1884–1973) kam als Sohn eines Stickers in Götzis im Vorarlberger Oberland zur Welt und studierte in Wien und Graz Chemie, bevor er in Russland als Zivilgefangener den Ersten Weltkrieg und die Russische Revolution aus nächster Nähe miterlebte. Als Chefredakteur des großdeutschen und später nationalsozialistischen „Vorarlberger Tagblatts“ beeinflusste Nägele zwischen 1919 und 1944 die öffentliche Meinung Vorarlbergs entscheidend mit, um sich nach dem Untergang des „Dritten Reichs“ der Heimatkunde zu widmen. Seine völkisch-nationalistischen Überzeugungen legte Nägele dabei niemals ab, sondern passte sie lediglich den neuen Umständen an. Er prägte mit seinen zahlreichen Büchern und Artikeln über die Vorarlberger Textilindustrie, den heimischen Tourismus, das Brauchtum und die Kultur Vorarlbergs das Selbstbild der Vorarlbergerinnen und Vorarlberger bis weit nach seinem Tod. Dennoch ist er heute nahezu vergessen. Dieses Buch soll den fanatischen „Alemannen“ Nägele wieder in das Blickfeld der Öffentlichkeit bringen.