Hucbald von St. Amand: Selig sind die Kahlen
Carmen de laude calvorum: Loblied auf die Kahlen
Helmut Kreul
Endlich müssen sich die Träger eines kahlen Kopfes nicht länger grämen. Der mittelalterliche Mönch Hucbald von St. Amand hat ihnen zu Ehren ein großartiges Loblied verfasst. Für ihn sind die Kahlen nicht nur die Größten und Besten auf allen Gebieten – sei es in der Medizin, der Kriegskunst, der Jurisprudenz, der Literatur oder Politik –, sondern vor allem ist ihnen das ewige Seelenheil im Jenseits beim Jüngsten Gericht gewiss. Hucbald wurde zu diesem lateinischen Poem, in dem jedes Wort mit demselben Buchstaben beginnt, durch ein Schmähgedicht angeregt. Ein unbekannter Verfasser hatte darin seinen Landesherrn, König Karl »den Kahlen«, seiner Glatze wegen aufs Übelste verunglimpft. Der Zorn auf diesen Schmähdichter übermannt Hucbald immer wieder und er hielt die von König Karl verhängte Strafe der »Blendung« für gerechtfertigt. Im zweiten Teil ist der lateinische Text mit Übersetzung angefügt, damit sich der Leser ein Bild von diesem sensationellen Gedicht machen kann.