‚Ich habe Musik unter meiner Haut…‘
Bach, Mozart und Wagner beim frühen Brecht
Jürgen Hillesheim
Werke Johann Sebastian Bachs, Wolfgang Amadeus Mozarts und Richard Wagners bilden einen dichten Kosmos musikalischer Inspiration, der im Frühwerk Bertolt Brechts seinesgleichen sucht. Die Grundlagen seines Epischen Theaters, noch vor seinem Umzug nach Berlin im September 1924 in Theorie und Praxis ausgebildet, verdankte er diesen drei Komponisten, die in ihrer Wirkungsmächtigkeit auf den jungen Autor bisher nicht angemessen zur Kenntnis genommen wurden. Es sind, neben der Vielzahl inhaltlicher Anregungen, das Deiktische, die Kunst und das Spiel thematisierende Elemente der Oratorien Bachs und der Opern Mozarts, der Umgang mit der Theatralität, das Kommentierende und transparent Machende, das in der Leitmotivtechnik Wagners seine Fortführung findet. Dies alles verschmolz Brecht, wandte es weiterentwickelt an und machte es zur Basis dessen, was als ‚Thaeter‘ die Kunst eines ‚wissenschaftlichen Zeitalters‘ werden sollte. Dass er in dieses mit der Musik auch wesentlich mehr Ästhetisches und ‚Kulinarisches‘ hinüberrettete als es mancher seiner Zeitgenossen, aber auch die Forschung über Jahrzehnte wahrhaben wollte, dürfte in nicht unerheblichem Maße gleichfalls auf den Einfluss jener Komponisten zurückzuführen sein.