Im Lande des Blutes und der Tränen
Erlebnisse in Mesopotamien während des Weltkrieges (1914-1918)
Hans L Kieser, Jakob Künzler
Der Appenzeller Jakob Künzler (18711949), der sich in Basel zum Krankenpfleger hatte ausbilden lassen, arbeitete von 1899 bis 1922, zusammen mit seiner Frau, in einem Missionsspital in der multiethnischen osmanischen Stadt Urfa (heutige Südosttürkei). ‚Bruder Jakob‘, wie er in der Stadt genannt wurde, war ein sehr kommunikativer Mensch und sprach unter anderem türkisch, armenisch, arabisch und kurdisch.
Jakob Künzlers Buch von 1921 ist einer der wichtigsten neutralen Augenzeugenberichte der armenischen Tragödie im Ersten Weltkrieg. Der Autor erlebte hautnah, wie das jungtürkische Kriegsregime den ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts verübte. Von Anfang an war ihm klar, was die Deportationen sowie die Eliminierung von Aufständischen bedeuteten.
Als langjährige medizinische Fachperson in Urfa wurde er von den verschiedenen Gruppen, Faktionen und Ethnien als Autorität anerkannt. Dies befähigte ihn, die bis heute widersprüchlich dargestellten Ereignisse auf verschiedenen Stufen, bis hinauf zu derjenigen der Machthaber vor Ort, wahrzunehmen. Seinen erschütternden Bericht hat er in einer klaren, ungeschminkten Sprache geschrieben.
Das 1921 in Deutschland herausgegebene Buch ist längst vergriffen und nur in wenigen Bibliotheken auffindbar. Mit dieser Neuauflage wird dieses seltene Dokument einem interessierten Publikum und der historischen Wissenschaft wieder zugänglich gemacht. Eine Einleitung mit biographischen Angaben und historischen Erläuterungen des Herausgebers Hans-Lukas Kieser sowie Berichte Künzlers aus den Jahren 19191921 ergänzen dieses wichtige Zeitzeugnis.