«Im Übrigen ging man zu Fuss»
Alltagsmobilität in der Schweiz 1848–1939
Benjamin Spielmann
In drei Hauptteilen werden die grundlegenden Entwicklungen der Alltagsmobilität in der Schweiz von Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Zweiten Weltkrieg herausgearbeitet. Alltagsmobilität wird in Pendler-, Freizeit- und Einkaufsmobilität eingeteilt.
Der erste Hauptteil beschäftigt sich mit dem Bau und Ausbau der Verkehrsinfrastruktur, der zweite mit Verkehrsmitteln (Eisenbahn, Tram, Fahrrad, Automobil, Zufußgehen). Es stellt sich heraus, dass ausgebaute Straßen- und Schienennetze sowie moderne Verkehrsmittel bei alltäglichen Mobilitätsbedürfnissen und -praktiken eine untergeordnete Rolle spielten. Im dritten Teil der Arbeit wird Mobilität anhand von sechs Biografien untersucht, womit die strukturellen Entwicklungen aus den ersten beiden Teilen durch individuelle Perspektiven ergänzt werden. Die Tendenzen aus den ersten beiden Teilen bestätigen sich dabei weitgehend: Das Zufußgehen ist in allen sechs Biografien die vorherrschende Fortbewegungsart. Andererseits zeigt sich in den Biografien, dass das Mobilitätsverhalten stark von den Bedürfnissen des Alltags geprägt war. Die Arbeit in der Landwirtschaft und in der Fabrik sowie häusliche Verpflichtungen gaben die Tagesstrukturen der Mobilitätsakteure größtenteils vor, wodurch kaum finanzielle und zeitliche Spielräume bestanden, um individuelle Mobilitätsbedürfnisse abseits der Zwänge und Routinen des Alltags zu realisieren.