In Krieg und Frieden
Leben und Wirken von Abt Martin Greysing (1592-1665)
Oberösterreichisches Landesarchiv, Johannes Ramharter
Im Rahmen der Wiederherstellung des monastischen Lebens nach dem Zeitalter der Reformation kommt einer Gruppe von Männern besondere Bedeutung zu, die in den jeweiligen Klostergeschichten oft als „zweite Gründer“ bezeichnet werden. Bedenkt man, dass ein erheblicher Teil der Grundherrschaften in Oberösterreich im 17. Jahrhundert zu diversen Ordensgemeinschaften gehörten, so versteht man, dass ein geordnetes Ordensleben auch eine wesentliche Grundlage der Gegenreformation war. Martin Greysing, der von 1627 dem Stift Schlägl zunächst als Propst und später als erster Abt vorstand, ist das Musterbeispiel eines derartigen Prälaten. Die Biographie Martins macht deutlich, dass dieser Propst, der weit abseits seines Klosters im Bregenzerwald geboren wurde, zielstrebig für diese Aufgabe vorbereitet wurde. Dabei mussten die Prämonstratenser auf Bildungseinrichtungen der Jesuiten zurückgreifen, in deren Erziehung die Frage der Selbstreflexion eine wesentliche Rolle spielte. Diesem Umstand ist nicht nur ein kurzer Rechenschaftsbericht Martin Greysings zu verdanken, sondern auch ein ungemein reiches Archiv, das dem Forscher einen tiefen Einblick in das Alltagsleben im Rahmen des Oberösterreichischen Bauernaufstandes von 1626 und des Dreißigjährigen Krieges ermöglicht, das in dieser Dichte kaum in einer anderen Institution möglich ist.