Italienische Märchen I
Text
Anne Bohnenkamp-Renken, Ulrich Breuer, Wolfgang Bunzel, Ulrike Landfester, Christof Wingertszahn
Schon früh hat Clemens Brentano die Märchen des italienischen Barockdichters Giambattista Basile kennengelernt, die 1634/36 erstmals erschienen waren und die später unter dem Titel „Pentamerone“ Verbreitung erlangten. 1804 – als noch keine deutschsprachige Übersetzung existierte – fasste er den Plan, diese 50 Geschichten umfassende Sammlung frei zu bearbeiten. In den Folgejahren entstanden insgesamt zehn eigenständige Märchentexte nach Vorlagen Basiles, die allerdings erst nach Brentanos Tod publiziert wurden.
In der Gestalt des Erstdrucks (1846/47) wirken sie wie abgeschlossene, im Wortlaut ein für allemal fixierte Texte. In Wirklichkeit hat Brentano seine Märchen aber nie einer Endredaktion unterzogen. Da 1831 von den vorliegenden Manuskripten eine Abschrift angefertigt wurde, kann man feststellen, wie die Texte eigentlich aussahen: ungeglättet, mit manchen sprachlichen Unebenheiten und nah am Gestus mündlichen Erzählens. Der vorliegende Band macht Brentanos sog. Italienische Märchen nun erstmals in ihrer ursprünglichen Gestalt zugänglich. Dadurch wirken die Texte frisch und unverbraucht. Als Leser hat man das Gefühl, in die Werkstatt des Autors blicken zu können.