Johann Nikolaus Tetens (1736–1807)
Philosophie in der Tradition des europäischen Empirismus
Gideon Stiening, Udo Thiel
Johann Nikolaus Tetens (1736-1807) gehörte zu den prägenden Gestalten der europäischen Aufklärung, und zwar sowohl innerhalb der Philosophie, im Kontext sprachtheoretischer und ästhetischer Diskurse, als auch in einer Reihe von Einzelwissenschaften (etwa der Mathematik und der Naturforschung). All diese Werkbereiche werden im vorliegenden Band von international renommierten Forschern eingehend betrachtet. Tetens hat als einer der ersten deutschsprachigen Autoren die Philosophie John Lockes und David Humes systematisch studiert und für die epistemologischen und moralphilosophischen Diskussionen der Zeit fruchtbar gemacht. Nicht zufällig wurde ihm in den britischen Debatten der Zeit der Titel eines ‚deutschen Locke‘ verliehen. Er prägte wichtige Debatten, Kontroversen und Forschungsentwicklungen zwischen 1760 und 1790 insbesondere in seinem namhaften Einfluss auf Immanuel Kant. Tetens großer philosophischer Entwurf, Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung von 1777, zeigt mit allem Nachdruck, dass es eine bedeutende und nachhaltige Rezeption und affirmative Aufnahme des britischen und französischen Empirismus in Deutschland gegeben hat. Dennoch suchte Tetens zugleich, die neuen Einflüsse dieses Empirismus mit den wolffianischen und leibnizianischen Lehren seiner Ausbildung zu vermitteln. Dieser spezifischen Vermittlungsleistung gilt ein besonderes Augenmerk aller Beiträge des Bandes.