Juden als Darmstädter Bürger
J Friedrich Battenberg, Peter Engels, Eckhart G Franz, Thomas Lange
Juden waren stets ein Teil der Darmstädter Gesellschaft. Als geduldete Minderheit im Schutzjudenstatus seit dem Mittelalter, als Hoffaktoren und Finanziers der Landgrafen in der frühen Neuzeit hatten sie ihren Platz in der Residenzstadt. Das Landrabbinat wirkte weit in das Umland hinein. Mit der bürgerlichen Gleichstellung im 19. Jahrhundert wuchsen jüdische Geschäftsleute und Fabrikanten, Juristen und Mediziner, Wissenschaftler und Theologen, Dichter und Künstler in den bürgerlichen Mittelstand hinein. Jüdische Frauen und Männer haben das städtische Leben bereichert, seine kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung mitgestaltet. Als Abgeordnete wurden sie in das Gemeindeparlament und in den großherzoglich-hessischen Landtag gewählt. Gleichzeitig machte sich aber der Antisemitismus als politische Bewegung breit und mündete in die Ausgrenzung, Vertreibung und Ermordung der jüdischen Bürgerinnen und Bürger unter dem NS-Regime. Heute gilt dieser Epoche eine vielgestaltige Erinnerungsarbeit in breitem bürgerschaftlichen Engagement. Die neue Jüdische Gemeinde, 1945/46 zögernd wieder gegründet, nimmt einen festen Platz im städtischen Leben ein.
Das Standardwerk „Juden als Darmstädter Bürger“ liegt als neu gestaltete und stark erweiterte Neuausgabe hiermit wieder vor. In thematischen Schwerpunkten veranschaulicht das Buch den Verlauf der jüdischen Geschichte in Darmstadt vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Biographische Essays stellen rund 50 historische Persönlichkeiten aus Kultur und Wissenschaft, Wirtschaft und Politik beispielhaft mit ihren Leistungen und ihrem Schicksal vor. Eine Zusammenstellung von Opfern der Verfolgungen und Deportationen 1938–1945, erarbeitet auf der Grundlage neuester Forschungen, umfasst nahezu 600 Personen mit ihren biographischen Daten.
Über 200 Abbildungen illustrieren nicht nur jüdisches Leben in Darmstadt, sondern präsentieren auch zentrale Dokumente der deutsch-jüdischen Geschichte. Der umfangreiche Personen- und Ortsindex erschließt den Inhalt des Bandes und spiegelt gleichzeitig die weit über Darmstadt hinausreichende Ausstrahlung seiner jüdischen Einwohnerschaft.