Kampagnensprache
Wie Greenpeace mit Sprachkritik den Umweltdiskurs beeinflusst
Eric Wallis
In der EU ist es seit 2004 verboten, genveränderte Nahrungsmittel ohne entsprechende Produktkennzeichnungen zu verkaufen. Erlaubt blieb jedoch, genveränderte Pflanzen als Viehfutter zu nutzen, ohne Endprodukte wie z. B. Milch zu deklarieren. Um darauf hinzuweisen, startete die Umweltorganisation Greenpeace eine Kampagne gegen den Milchhersteller Müller-Milch. Der Streit beider Akteure dauerte mehrere Jahre. Anhand dieses Streits zeichnet Eric Wallis nach, wie sich gegnerische Sichtweisen sprachlich verbreiten, denn Sprache ist standpunktgebunden. Während einer Kampagne treffen die Standpunkte öffentlich aufeinander, sodass andere Akteure in den Streit hineingezogen werden. In dieser Dynamik sich aneinander orientierender Akteure verbreitet sich das Wissen, wie in diesem Fall die Idee, sich gegen die Milch von mit Genfutter gefütterten Kühen zu entscheiden. So lässt sich Sprachwandel u. a. als ein Symptom der Etablierung neuer und des Verschwindens alter Sichtweisen erklären. Eric Wallis fahndet nach den sprachlichen Mustern, mit denen sich die gegnerischen Perspektiven verbreiten. So zeigt sich nicht nur, dass die Konkurrenten um dieselben Konzepte streiten (Qualität, Technologie, Verbraucher u. a.) und diese vollkommen unterschiedlich konstruieren, sondern ebenso, wie sich diese Konstruktionen in den Massenmedien verbreiten.